262 Staufenberger Schlossfenster 2

Motiv oben: Jacob Füeger, Gerichtszwölfer von Oppenau, mit Ehefrau, Wappen: Schlächterbeil auf Dreiberg (Kloster Allerheiligen), Fueger starb 1631 als „Hexer“, weil er sich auf der Kleinebene mit dem Teufel getroffen habe. Kopfstück: Austreibung aus dem Paradies; Inschrift oben: “Gott ließ sy jagen uß dem Garten – Der Tod solt forthin ierer warte. GENE: 3″Inschrift unten: “Jacob Füeger Gerichtszwelffer er und Christina sein hausfraw 1617″

Motiv Mitte: Jeremias Rebstock, Württembergischer Vogt zu Oppenau, mit Ehefrau 1625. Kopfstück: Szenen aus dem Leben des J. Rebstock, an reich gedeckter Tafel sitzend, links Musiker und ein Tanzpaar. Inschrift: Jeremias Rebstock der Zeit .. Wür.enbergischer Vogt zu Oppenau 1625″

Motiv unten: Hans Spinner, Schmied und Gerichtzwölfer (+August 1636) mit Ehefrau in Oppenau, Kopfstück: Arche Noah mit vielen exotischen Tieren; Inschrift oben: “Gott hieß inn Kasten Noe tretten Mit seim geschlecht und was sy hetten GENE 3 VI. CA:”Inschrift unten: “Hannß Spinner ge – richtszwelfer . du Eva sein Eheliche – hausfraw. 1617.

Motiv oben: Jakob Füeger war Metzger, deshalb ist auf seinem Hauszeichen das Schlächterbeil auf Dreiberg zu sehen. Der Dreiberg entstammt dem Wappen von Kloster Allerheiligen. Füeger war vermutlich Lehensnehmer des Klosters Allerheiligen und hat die Hofschlachtung im Tal durchgeführt. Im Kirchenbuch von Oppenau ist vermerkt: Jacob Fieger, der Metzger der Gemeinde, stiftete am Fest des heiligen Jakobus 25, für eine Messe 4, für St. Johann 21, nochmals 2 Schilling. Sein Verbrechen: Teufel in Mannsgestalt getroffen, Hochzeit auf „Kleine Ebene“ Christ Hauers (Schwein) geschlagen.

Zum Zeitpunkt 1617 wurde seine Tochter Katharina Kempf Wirtin auf den Ratsstuben, sie floh nach Freudenstadt, war dort als Katharina Stein Wirtin auf dem „Güldenen Barben“, der 1632 abbrannte und mit ihm ganz Freudenstadt. Wieder musste sie fliehen, als bekannt wurde, dass ihr Vater als Hexer hingerichtet wurde. Ihre Spur verliert sich dann in den „Wirren des 30-jährigen Krieges“.Das Kopfstück der Scheibe stellt die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies dar

Motiv Mitte: Jeremias Rebstock entstammt einem bekannten Straßburger Patriziergeschlecht. Seine Amtszeit als württembergischer Vogt im Oppenauer Tal unter Herzog Johann Friedrich dauerte von 1613 bis 1629. Vorher war er württembergischer Forstmeister zu Calw. Während seiner Amtszeit waren 1616 der große Stadtbrand und der Wiederaufbau von Oppenau bis 1617. Er starb in Oppenau im Jahre 1636.

Eine seiner Hauptaufgaben als Forstfachmann war neben der Stadtverwaltung wohl die Beschaffung von Holz zur Herstellung von Holzkohle für die württembergischen „Eisenhüttenwerke“ im Renchtal. Der Name Rebstock taucht auch als Burgvogt von Burg Fürsteneck bei Oberkirch-Bottenau auf.

Familien mit dem Namen Rebstock gibt es bis heute in Frankreich und auch im Schwäbischen. Für Familien, die ihre Beziehungen zum Saft der Rebe symbolisch durch die Aufnahme der Traube, des Rebmanns, des Rebmessers oder des Rebstocks in ihre Wappen ausgedrückt haben, ist am Wappen der Familie Rebstock sogar durch vier Rebstöcke gekennzeichnet.

Jeremias Rebstock, der am 4. Juni 1579 zu Jesingen als Sohn des Schultheißen Martin Rebstock geboren ist und, nachdem seine Eltern an der Pest gestorben waren, von Verwandten erzogen wurde.

Das Wappen wurde von dem kurfüstlich sächsischen Rat und Kanzler, auch Comes Palatinus Gerg Godelmann , verliehen. Von Jeremias wissen wir weiter, dass er, in die Heimat zurückgekehrt, zuerst adeliger Vogt in Ehestetten im Dienst der Edlen von Spät, dann Forstmeister im Zellerbad (Bad Liebenzell) war, bevor er zuletzt Vogt in Oppenau gewesen ist.

Der wohl sehr begüterte Oppenauer Vogt findet sich auch in zwei Urkunden des Generallandesarchivs Karlsruhe unter den Bestands-Nr. 34/196 und 34/397. Darin verpflichtet sich vor dem Gericht zu Staufenberg (Urkunde vom 24. April 1629) die Susanna Beinhaimin, Witwe von Johann Scheublin (andere Schreibweise = Schaiblin) von Durbach, zur Rückzahlung eines von Rebstock geliehenen Kapitals von 200 Gulden. Zu zahlen waren neben dem Kapital 10 Gulden Zinsen. Als Pfand diente die eigentümliche Behausung der Eheleute Scheublin zu Durbach. In einem 10 Punkte umfassenden Verzeichnis von 1631 bezifferte der damals in Straßburg wohnende Vogt Rebstock seine Gesamtforderung an die Erben des verstorbenen Johann Schaiblin mit 242 Gulden und 3 Schilling. Zur Eintreibung seiner Forderung kam Rebstock zweimal nach Durbach. Dafür machte er ein Gulden und 6 Schilling „für Verzehrung“ geltend. Zur Durchsetzung seiner Forderung war er auch „uff Staufenberg beim Amptmann gewesen“ wofür er 5 Schilling berechnete.

Nach dem Tod von Schaiblin war er zweimal zu seiner Witwe nach Oberkirch geritten. Hierfür berechnete er für den Verzehr 1 Gulden und 6 Schilling.

Den 12. August Ao. 1631 bin ich von Straßburg biß in den Durbach dißer Schuldt halb geritten, weil Herr Amptmann nicht zu Hauß geweßen ein Tag warten müßen, verzert 2 Gulden“

Rebstock wurde schließlich am 15. September 1631 von dem Pfandherr (Kloster Allerheiligen), dem Probst zu Oberkirch, vollständig befriedigt, was er unterschriftlich quittierte.

Motiv unten: Hannß Spinner war vermutlich nicht nur Handwerker, sondern ein wohlhabender „Bürger“. Im Kirchenbuch von Oppenau ist vermerkt: August 1636 stirbt Hannß Spinner, der Schmied im Städtchen.