269 Staufenberger Schlossfenster 9

Motiv oben: Mann im Harnisch mit Zweihänder auf der Schulter, Frau in der Tracht des 16. Jahrhunderts mit Pokal. Hauswappen in rotem Schild. Kopfstück: Stierverbrennung und Viehtrieb mit Hund, Jahr 1598. Inschrift: “Helias Kürtly uff Lutenwis und Elsbet Wetzler sin …1598” (es muss richtig lauten: “Helias Kuratli uff Lutenwil”)

Motiv Mitte:  Allianzwappenscheibe Georg Peyer mit den Wecken und Ursula Peyer im Hof. Georg Peyer war Mitglied der Gesellschaft zu Kaufleuten, Stadtrichter und Großrat in Schaffhausen. Er heiratete 1612 Ursula Peyer im Hof. Kopfstück: David gegen Goliath. Herstellung wohl 1615 vom Schaffhauser Hans Caspar Lang dem Älteren. Inschrift: “Georg Payer und Ursula Payerin Geborne Payerin Jm- Hoff Sein Ehg..ahel 16.9″

Motiv unten: Die im Jahr 1629 gegründete Sängerschule der Stadt Winterthur. Im Kopfstück links der heilige Nikolaus und rechts die heilige Barbara. Die angeführten Scheibenstifter waren Handwerker und Händler und Teil der städtischen Oberschicht von Winterthur. Inschrift: “Hannß Hegner, alt Rächenherz, dißer Zyt Statt Fänderich, Und Jonas Hegner Dißer Zyt Fänderich und Hannß Jörg Sultzer . alle drey Burger der Statt Winterthur . 1650 H. iegli”

Motiv oben: Nach dem Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde Nesslau, das 1582 einsetzt, war Elias Cunratli in erster Ehe mit einer Verena verheiratet, von der er 1583 eine Tochter Ursula und 1584 einen Sohn David erhielt, dem Amann Davit Tobler zu Gevatter stand. Am 25. März 1595 heiratete Elias Cunratlin die Elßbeth Wetzleri, die ihm bis 1606 vier Kinder schenkte. Bei der letzten Taufeintragung am 4. April 1606, wird Elias Curetli Amann genannt.In der Beschreibung von Paul Bösch „Toggenburger Wappenscheiben“ aus dem Jahr 1935 wird diese Staufenberger Scheibe wie folgt beschrieben:

Mann mit Harnisch und Schwert, Frau mit Becher. Oberbild: Viehherde. Auf einfachem Spruchband, am untern Rand zerstört und z.T. unleserlich: Helias – kurtly uff – Lutenwil und Elsbet Wetzleri sin …

Für reiche Toggenburger Bauern hatte Hans Jegli (Jäggli, 1579 – 1643) eine ganze Reihe von ähnlichen Wappenscheiben gemacht. Man spricht hier von „Willkommenscheiben“ .. die Frau reicht einen Trinkpokal dem aus dem Krieg kommenden Ehemann. Oben ist dann jeweils eine bäuerliche Allegorie angebracht. Lutenwil liegt im oberen Toggenburg SG, bei Nesslau. (oberhalb Nesslau (darum „uff Lutenwil“)

Die Wappenscheibe neben der Beschriftung enthält ein Kreuz und die Buchstaben E + K was wohl auf den Scheibenstifter hinweist.

Motiv Mitte: Allianzwappen. In blauem Schild drei goldene Rauten, Helmkleinod, Oberteil eines Mannes mit Mütze und Rautenband, in goldenem Schild ein schwarzes Rad, dasselbe zwischen zwei Hörnern als Kleinod; die Wappen von Renaissancearchitektur umrahmt.

Das Wappen zeigt die Verbindung/Allianz zweier bekannter Stadtschaffhauser Bürgergeschlechter (Peyer mit den Wecken und Peyer im Hof).

Der Scheibenstifter Georg Peyer (1586-1648), Sohn des Kaufmanns David Peyer (1549-1613) und der Sabina Zollikofer (1554-1626) aus St. Gallen, war Mitglied der Gesellschaft zu Kaufleuten, Stadtrichter und Großrat. Am 16. November 1612 heiratete er Ursula Peyer Im Hof (1593-1665), die Tochter von Hans Ulrich Peyer im Hof (1551-1600), dem Sohn Bernhardins des Jüngeren. Ihrer Ehe entsprossen neben mehreren früh verstorbenen Kindern Sabina (1614-1683), David (1616-1653), Ursula (1619-1663, und Barbara (1629-1652).

Georg Peyer, der in der Liegenschaft „Zum Trauben“ in der Vordergasse 47, dem Haus seiner Mutter, wohnhaft war, verfügte 1640 über ein Vermögen von 65 460 Gulden und war daher sehr vermögend. Zum Reichtum Peyers trugen ebenso seine liegenden Güter wie die von ihm betriebenen Darlehens- und Handelsgeschäfte bei. Er gründete mit seinem jüngeren Bruder Hans Andreas eine mit Kupfer, Käse, Getreide und anderen Waren handelnde Gesellschaft, die bis nach Genf, Lyon, Besançon und Nürnberg Beziehungen unterhielt.

Georg Peyer gab größere Glasgemälde in Auftrag, wobei die Scheibe von Schloss Staufenberg wohl 1615 von Hans Caspar Lang dem Älteren hergestellt wurde.

Literaturhinweis: Rolf Hasler „Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts

Motiv unten: Das im Jahr 1629 gegründete Musikkollegium Winterthur trat anfänglich vor allem als Chor auf und begleitete den Gottesdienst. Das im unteren Teil der Scheibe zu sehende Wappen und die Schrift mit den Namen sind wohl nachträglich eingebaut worden. Die Stifter konnten jedoch wie folgt ausfindig gemacht werden: 

Hans Hegner, alter Rechenherr, Stadtfähnrich 1595–1668, Grossrat, Spitalschreiber, Schützenmeister, Kleinrat, Pfleger der Kirche St. Georg, Oberpfleger im Spital, Umgeldzähler (indirekte Steuer ab Getränken), Spitalmeister, Mitbegründer der Stadtbibliothek 1660 (schenkte eigene Bücher), mittlere Marktgasse Nordseite, verheiratet und drei Kindern sowie eine Magd.

Jonas/Jonathan Hegner, Fähnrich 1576–?, Kirchenpfleger, Holz-Amtmann, Rotgerber, untere Marktgasse Südseite; verheiratet, sechs Kinder, ein Lehrknabe und eine Magd.

Hans Jörg Sulzer 1594–1659, Schuhmacher, Eulachschauer (Aufsicht über den Fluss), Kirchenpfleger, Grossrat ab 1655

Als Glasmaler ist wohl Hans Ulrich Jegli (oder Jäggli) aus Winterthur (*1604 + 1654) festgestellt, dessen Vater ebenfalls Glasmaler war.