290 Weinkeller
Der schöne Keller, in dem wir uns befinden, gibt uns einen kleinen Einblick in die Vergangenheit und alte Kellertechnik. Der Boden ist im Arbeitsbereich, in der Mitte, mit Sandsteinplatten ausgelegt. Unter den Fässern ist der Naturboden belassen, den wir allerdings etwas mit Splitt abdeckt haben.
Der Naturboden ist wichtig, damit die Luft im Keller nicht zu trocken wird und die Fässer „verlechern“. So sagt man in Durbach zum „Schwinden des Holzes“. Die Fässer die sie hier sehen sind natürlich nicht alle mit Wein gefüllt, aber sie werden selbstverständlich ab und zu mit Wasser gefüllt, damit das Holz nicht zu sehr schwindet.
Die Decke des Kellers ist mit „Holzstakken“ ausgefacht. Das sind einfache Kastanien-, Eichen- oder Buchenhölzer, die in eine Nut in die Balken eingespannt und dann mit Lehm und Stroh verstrichen wurden. Über dieser Lehmschicht liegt in der Regel eine Lage einfacher Bergsand. Das Ganze isoliert hervorragend. Der Keller wurde für das Museum fast unverändert übernommen, lediglich ein neuer stabiler Eichenbalken musste im Zuge der Sanierung des Gebäudes eingebaut werden.
Nun aber zur Einrichtung dieses Kellers!
Sie sehen hier eine Reihe schön geschnitzter Holzfässer, wie man Sie sich als genüsslicher Weintrinker so vorstellt. Sie wurden aus verschiedenen Anlässen hergestellt, z.B. als Geschenk für silberne Hochzeiten, dann sind auch sogenannte „Primizfässer“ dabei, d.h. diese Fässer wurden den Neupriestern als Geschenk gemacht, wobei diese dann in der Regel das Fass wieder an die Verwandtschaft zurück verkauften und so eine Art Aussteuer erhielten. Das kleinere, fast eiförmige Fass ist ein Eigenbau eines Winzers aus dem Bottenau. Sie wissen, dass der Wein im Fass auch verdunstet; dieses Fass hat den Vorteil, dass es im oberen Teil sehr eng ist und somit nur eine geringe Oberfläche hat. Der Winzer wacht darüber, dass möglichst wenig Luft an den Wein kommt weil er dann oxidiert. Bei zu viel Luftraum über dem Wein bilden sich auch gerne sogenannte „Kuhnen“ welche für die Qualität des Weines nicht gerade förderlich sind. Der Winzer prüft deshalb mit dem Finger durch das Spundloch die fehlende Weinmenge. Hierbei ist das oben erwähnte eiförmige Fass von Vorteil weil man diese Fehlmenge schneller feststellen kann.
In früheren Jahrzehnten konnten sich die Winzer den Rebwein selber kaum leisten. Es gab lange nicht die Menge wie sie heute vorhanden ist. Sie waren deshalb darauf angewiesen den Wein an die Wirte oder an Händler zu verkaufen. Dieses kleine Fass mit ca. 30 Litern war sozusagen der Rest, bzw. die Menge, die sich der Rebbauer für Festtage zurückbehielt.
Auf den Fässern sehen sie „Gärkacheln“. Die sind notwendig wenn der Weinmost gärt, damit keine Essigfliegen (Essigmucke) oder andere schädliche Dinge ins Fass kommen. Zu sehen sind auch Fasstrichter aus Holz in unterschiedlicher Größe, oder z.B. eine Weinstütze, ein Stielkübel, der sehr praktisch war, weil man damit Reste aus einem Fass schöpfen konnte. Am Fass selbst ist nicht immer nur ein Hahn, da wurden auch solche „Rieberli“ verwendet. Man musste natürlich aufpassen, dass dieses „Rieberle“ – Zapfen – nicht zu locker saß, weil sonst am nächsten Morgen das Fass leer war. Früher wurde der Weinmost oft gerührt. Oft war es auch so, dass der Rebbauer kurz bevor der Wirt oder Weinhändler kam, den Most mit dieser Rührkette, einem Stecken und der angehängten Kette aufgerührt hat damit der Wirt diese Hefe auch mit bezahlte. Hinter den Fässern ist der Brothang. In jedem Bauernhof wurde früher und auch heute noch vielfach für mehrere Wochen gebacken. Im Keller hielt sich das Brot frisch, wenn es im Sommer auch manchmal zu schimmeln anfing (Donn hets gheiße – mit schimmligem Brod konsch gut singe).
Die Weintrotte stammt noch von Anfang 1800. Die Holzspindel wurde aus altem Holz und nach alten Vorlagen 2003 wieder in den ursprünglichen Zustand zurück gebaut. Ein ganz wichtiges Kellergerät war auch dieser kleine Leuchter (nicht fürs Darmolmännchen). Wichtig selbstverständlich als Kellerlicht, aber insbesondere wenn man während dem Herbst, wenn der Most gärt, in den Keller ging. Wenn das Licht ausging, dann war es auch höchste Zeit, daß man ein Fenster oder eine Türe öffnete oder den Keller vorerst nicht betrat (Gärgase). So ein einfaches Kerzenlicht wurde meistens auch verwendet, wenn meist die jüngeren Burschen oder Buben die Fässer putzen mussten (Dicke hatten wenig Chancen, diese wichtige Arbeit durchzuführen).
Das „Bittig“ wurde einerseits verwendet im Herbst, um die Trauben über oft weite Strecken zu transportieren, aber auch um den Wein, Brennmaische usw. zu transportieren. Der „Traubenstössel“ wurde verwendet um bei kleineren Mengen die Beeren zu verstoßen ohne die Traubenmühle zu verwenden.
Auf der anderen Seite des Kellers sehen wir hier verschiedene Weinfilter, eine Korkmaschine, eine Abfüllanlage (Verwendung bis Anfang der 1970er Jahre) und einen Durchlauferhitzer für Rotwein.
Ein ganz interessantes Stück sehen wir hier mit dieser „Entbeermühle„. Was in manchen Gegenden heute noch als Fortschritt in der Werbung gepriesen wird, wurde auf einem Weingut in Durbach bereits um 1900 mit dieser Mühle durchgeführt. Es ist sicherlich eines der ersten Geräte dieser Art überhaupt. Die Beeren wurden von den Stielen getrennt, was insbesondere bei der Rotweinbereitung sehr wichtig war. (Von den Stielen gibt es einen etwas bitteren Geschmack). Der große runde Bottich darunter war typisch bei der Rotweinbereitung. Die Maische (Beerenhaut mit Saft) wurden zusammen angegoren, damit der Wein die Farbe der Haut annimmt. – Heute wird vielfach auch eine spezielle Sorte, wie z.B. Dunkelfelder oder Färber wegen des Farbstoffs in geringen erlaubten Mengen zugemischt.
Daneben sehen wir eine Traubenmühle wie sie heute noch einzeln verwendet wird.
Hier vorne stehen verschiedene Weinpumpen, die verwendet wurden um den Wein von einem Fass ins andere zu pumpen. Die Fässer auf dieser Seite sind typisch für die größeren Rebhöfe hier in Durbach. Ob Rundfässer oder Ovalfässer spielte eigentlich keine besondere Rolle. Oft wurden Fässer in dieser Größenordnung vom Küfer direkt im Keller zusammengebaut weil der Kellereingang zu klein war.
Der Holz-Kübel wurde nicht nur im Keller, sondern meistens zum „Herbsten“ verwendet. Wichtig im Keller war auch eine solche Fassleiter, die aus schwerem Eichenholz hergestellt ist und damit nicht so schnell wegrutschen konnte. Der „Engländer“ (Schraubenschlüssel) gehörte natürlich auch in jeden richtigen Fasskeller. Hier in der Ecke steht noch ein „Syphon“, mit dem der Küfer den Wein abgelassen hat. Einfach 2-3mal kurz hochschütteln – im Innern ist eine Klappe, dann kann der Schlauch angeschlossen werden.