261 Staufenberger Schlossfenster 1

Motiv oben: Wappen von Margarete von Uttenheim, verheiratet mit Ulrich Kolb von Staufenberg, Herstellung: Straßburg um 1475 – 1480

Motiv unten: Melchior von Wiedergrün mit Frau Anna von Blumeneck um 1570. Staufenberger Wappen mit Frauen-Halbfigur (Melusinensage) im Kopfstück Fang von Wasservögeln; Inschrift: “Melchior Wiedergrün v. Stauf-fenberg und Anna v. Blumeneck, seine eheliche Hausfrau. 1470″

Motiv oben: Die Rundscheibe mit dem Uttenheimer Wappen ist eines der ersten erhaltenen Exemplare einer Wappenscheibe. Wappenscheiben ersetzten im 16. Jahrhundert die monumentale Glasmalerei völlig. Es ist eine Höchstleistung bei den Kabinettscheiben. Die Scheibe stammt vermutlich aus der ehemaligen „St.Georgs-Kapelle“ von Schloss Staufenberg.

Motiv unten: Melchior Wiedergrün von Staufenberg war wohl einer der bedeutendsten, aber auch einer der letzten Staufenberger Lehensnehmer. Auf der Scheibe wird er dargestellt als Mann in der Tracht aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, zusammen mit seiner ersten Frau Anna von Blumeneck. Seine zweite Frau war eine geborene von Rathsamhausen. Unter Melchior wurde um 1560 das Schloss, insbesondere das ehemalige „Junkerhaus“ erheblich umgestaltet. Das Allianz-Wappen der Wiedergrün von Staufenberg und das von Blumeneck ziert sowohl das Sandsteingewände an der Eingangstüre zum ehemaligen Junkerhaus, wie auch die ehemalige „herrschaftliche Mühle“ (Herrenmühle) in Durbach. 

Mit der Öffnung verschiedener alter Erzgruben um Schloss Staufenberg gewann Melchior eine für damalige Verhältnisse große Förderung von Eisenerz. In einer von ihm betriebenen Eisenhütte produzierte er unter Anderem als einer der Ersten die damals in Mode gekommenen Ofenplatten. Zwei schöne Originale (Motiv: der hleilige Georg mit dem Drachen, Jahr 1579 und eine große Platte Jahr 1560 mit dem Motiv Marcus Curtius sowie Motiv einer Säulenhalle und angreifende Ritter) können im Wein- und Heimatmuseum bestaunt werden.

Insbesondere die umfangreiche Bergwerkstätigkeit brachte dem Staufenberger einen relativ großen Reichtum. Neben vielfältigem Grundbesitz in Durbach und der Umgebung gehörte zum Beispiel auch das „Schlösschen Wiedergrün“ (Stammsitz der Wiedergrün von Staufenberg) und der „Wiedergrüner Hof“ in Offenburg zu seinem Eigentum. Unter Melchior wurde auch die alte „Sage vom edlen Ritter von Staufenberg in der Ortenau“ wieder belebt. Dieses mittelhochdeutsche Versepos, um 1310 von Egenolf von Staufenberg verfasst, wurde 1588 von dem Straßburger Moralisten und reformatorischen Propagandisten Johannes Fischart (1546/7-1589/90) im Auftrag Wiedergrüns neu bearbeitet. Bilder aus diesem Druck sind von der Oberkircher Künstlerin Manuela Bijanfar in alter Glasmaltechnik auf einer neuen Scheibe am Eingang zum Sonderausstellungsraum zu sehen.