265 Staufenberger Schlossfenster 5
Motiv oben: Die Pfau von Rippur (Rüppurr) traten Anfang des 15.Jahrhunderts in die Staufenberger Ganerbschaft ein. Ein Allianzwappen der Pfau von Rüppurr und Bock von Staufenberg ist am Torbogen von Schloss Staufenberg zu sehen. Inschrift: “Burkhard Pfau von Rippur 1470″
Motiv unten: Von Löwen gehalten das Reichswappen (Doppeladler, Habsburg) mit der Krone darüber. Der eine Löwe hält ein Schwert, der andere eine Standarte mit dem Staufenberger Wappen. Unter dem Reichswappen nochmals zwei Staufenberger Wappen und die Jahreszahl 1579. Kopfstück: Das biblische Motiv von Simson mit dem Löwen und den Stadttoren.
Motiv oben: Die Staufenberger Familien der Pfau von Rippur behielten im Gegensatz zu den weiteren Staufenberger Familien immer ihr eigenes Wappen, in Rot und auf dem Helm über einem grünen Kranz zwei abgewendete, mit den Bärten aufwärts gerichtete silberne Holzschlüssel.
Die übrigen Staufenberger Ganerben scheinen den Eindringling und seine Nachkommen nur ungern aufgenommen zu haben. Es entspann sich bald eine Fehde, infolge deren Siegfried und Burkhart Pfau von Rüppurr sich 1446 in den Schutz des Kurfürsten von der Pfalz begaben. Eine Zeit lang dominierten die Pfau von Rüppurr auf Staufenberg mit 3 ½ Anteilen, bis sie schließlich von den Wiedergrün von Staufenberg abgelöst wurden. Noch vor dem Ausgang des 16. Jahrhunderts erlosch der Staufenberger Zweig des Geschlechtes.
Der Stadtteil Karlsruhe–Rüppurr war Stammsitz des Adelsgeschlechts der Pfauen von Rüppurr, die bis 1584 dort residierten. Rüppurr trug zu Beginn seines Bestehens im Jahre 1103 noch den Namen Rietburg, was wiederum von den Worten Ried beziehungsweise Sumpf abgeleitet werden kann. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts nehmen die Geschichtsquellen auf ein Schloss sowie ein Ober- und Unterrüppurr Bezug.
Motiv unten: Das Staufenberger Wappen ist das Wappen der Wiedergrün von Staufenberg. Vermutlich wurde die Scheibe von dem damals noch lebenden Staufenberger Melchior Wiedergrün von Staufenberg in Auftrag gegeben. Die Originalscheibe ist 42 x 20 cm groß.
Der doppelköpfige Adler im Zusammenhang mit den Staufenberger Wappen ist etwas verwunderlich. Im Spätmittelalter wurde der doppelköpfige Adler als Unterscheidungsmerkmal zwischen der königlichen und kaiserlichen Würde eingeführt: Der König, der von den Kurfürsten gewählt wurde, erlangte erst durch die Segnung und Krönung durch den Papst in Rom die Kaiserwürde. Erst dann war er berechtigt, den Doppeladler als Symbol für den universellen Anspruch auf die Herrschaft über die lateinische Christenheit zu führen. Seit die Kaiserwürde ab dem 16. Jahrhundert fast durchgehend an Mitglieder der habsburgischen Dynastie vergeben wurde, führten die habsburgischen Kaiser den kaiserlichen Doppeladler mit einem Herzschild, das die Wappen ihrer Länder zeigt.
Die Scheibe hat eine Ähnlichkeit mit dem Standeswappen von Luzern, welches ebenfalls bis ins 17. Jahrhundert einen Dreipass Luzern/Reich mit Krone hatte. Als Schildhalter dienten ebenfalls Löwen mit Reichsapfel und Reichsschwert. Fast identisch ist die Scheibe mit einer Berner Standesscheibe des Künstlers Carl von Egeri, aus dem Jahre 1554. Die Scheibe im Bernischen Historischen Museum hat ziemlich identische Löwen als Schildhalter mit Schwert und Fahne, ebenso das Reichswappen mit dem doppelköpfigen Adler und der Krone. Statt dem Berner Bären auf Fahne und den Wappen unterhalb des Reichsadlers, sind auf der Staufenberger Scheibe die Wiedergrün’schen Kelche auf Dreiberg und den beiden Patenen angebracht. Es kann daher wohl angenommen werden, dass die Staufenberger Scheibe aus der gleichen Werkstatt des Carl von Egeri stammt.
Die im Kopfstück der Scheibe zu sehende Figur des „Simson (Samson) mit dem Löwen“ ist dem Simson-Zyklus der Bibel im Buch der Richter entnommen. Simson lebte zu einer Zeit, als die Israeliten durch die Philister unterdrückt wurden. Der Kampf Simsons mit dem Löwen ist in der frühchristlichen und mittelalterlichen Kunst ein beliebtes Bild für Christus, der den Tod in der Gestalt des Löwen besiegt, und zugleich eine Allegorie der Stärke.